Tierarztpraxis Zistersdorf

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NOMV

NOMV steht für "not one more vet", hier geht es um die sehr hohe Selbstmordrate unter Veterinärmedizinern. Die wenigsten Menschen wissen, dass die Selbstmordrate bei Veterinärmedizinern am höchsten von allen Berufsgruppen ist.

Dies mag mehrere Gründe haben:

1. Tierärzte sind meist sehr empathische Menschen, und fühlen schnell mit anderen Lebewesen (Mensch & Tier) mit.

2. Die große finanzielle Belastung. Viele Tierbesitzer erwarten eine gut ausgestattete Ordination, wo es an nichts fehlen darf.

3. Nicht zu vergessen ist die hohe Erwartungshaltung der Besitzer: Tierärzte sollen auf allen Gebieten Spezialisten sein. Leider verstehen viele Patientenbesitzer nicht, wenn man jene zu einem Kollegen weiter schickt. Man kann ja nicht auf jedem Gebiet ein Experte sein und man kann sowieso nicht alles selber machen. Schon gar nicht auf dem hohen Niveau was in der heutigen Zeit verlangt wird.

4. Euthanasie: Sehr oft muss ein Tier unter großer psychischer Belastung eingeschläfert werden. Der Besitzer hängt sehr an seinem Tier und dann ist der Zeitpunkt gekommen und loszulassen und das geliebte Tier gehen zu lassen. Auch das geht an uns Tierärzte nicht spurlos vorüber. Dann bekommt man noch hilfreiche Sätze zu hören wie: „Ich wäre auch so gerne Tierarzt geworden, aber ein Tier einschläfern könnte ich nicht.“ Diese Aussagen sind natürlich nicht böse gemeint, aber
Helfen hier leider auch nicht weiter sondern sind nur eine Belastung für uns.
Dann gibt es auch die andere Seite wo viele Besitzer ihr Tier nur mehr loswerden wollen, da es alt oder mühsam geworden ist. Was man auch nicht vergessen darf, es ist KEINE einfache Entscheidung, was das Beste für das Tier ist. Und dann gibt es wieder Besitzer, welche kein Geld für das Tier ausgeben können oder wollen. Diese wünschen eine Euthanasie, obwohl wir Tierätzte oft wissen, dass man dem Tier mit Medikamenten helfen könnte.

5. Leider kann auch nicht jedes Tier, trotz allen möglichen Bemühungen und Behandlungen gerettet werden. Dann kommt immer wieder die Frage, wer ist schuld? Nichts einfacher als dem Tierarzt die Schuld zuweisen und ihm Vorwürfe machen.

6. Dann kommen auch noch die gerne ausgesprochenen Argumente wie: Sie sind Tierarzt und Sie müssen dem Tier doch gratis helfen, schließlich sind sie ja Tierlieb. Ja, wir sind Tierlieb, aber es ist auch unser Beruf und wirtschaftlich gesehen können wir nicht nur gratis arbeiten. Wir müssen ja auch von etwas leben. Und wenn man bedenkt, wie viele Menschen arbeiten am Wochenende gratis (Rufbereitschaft wird ja nicht bezahlt), um im Notfall für das verletzte/
kranke Tier da zu sein?

7. Wir Tierärzte sind auch nur Menschen, haben Familie eine Partner und meistens auch selbst Tiere. All dies muss in diesem Beruf zurück gesteckt werden, damit so gut wie möglich die Patienten versorgt werden. Natürlich sind wir gerne da für das Tier – aber leider wird dies zu oft vergessen, dass auch ein Tierarzt ein Privatleben hat. Und wer ist schon immer gut gelaunt? Auch wir Tierätzte können private Sorgen/Probleme haben, aber wir bemühen uns immer für unsere Patienten da zu sein. Und wenn es einmal nicht so ist, hört man leider nur Vorwürfe.

8. In unserer Branche hört man nur selten Lob, wenn alles gut geht, ist dies Selbstverständlichkeit – wir sind ja Tierärzte. Wenn allerdings einmal etwas nicht so gut funktioniert wird man von Kritik überflutet. In der heutigen Zeit neigen die Menschen leider vermehrt dazu, nur die schlechten Erfahrungen zu teilen, sei es im Internet oder Mundpropaganda. Es gibt immer wieder Fälle, wo es nicht so reibungslos funktioniert (Krankheit), aber die Male davor, wo das Tier mehrmals gesund wurde, sind in diesem Moment wie ausgelöscht. Und was bleibt? Eine schlechte Kritik und nicht die Male davor, wo alles gut geklappt hat.

Jeder Punkt für sich alleine ist gut auszuhalten, aber oft kommen mehrere Sachen zusammen, und da braucht es schon recht breite Schultern um dies alles wegzustecken.
Für viele von uns ist es dann zu viel, können mit dem Druck, der Belastung nicht mehr umgehen und sie sehen dann nur mehr diesen einen Ausweg…